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Nanas am Leineufer

In Hannover eine Stunde Kunst genießen

Wenn Sie zwischen zwei Meetings Zeit überbrücken müssen, locken in Hannover dralle Damen ans Flussufer der Leine. Die berühmten Nanas der Künstlerin Niki de Saint Phalle sind inzwischen ein echtes Wahrzeichen von Hannover geworden – und damit ein absolutes Must-see, auch auf Kurztrips. Gesellen Sie sich zu den kurvigen Damen und genießen Sie Kunst und Natur im Doppelpack.

Die bunten Nanas in Hannover Quelle: Fotolia

Ein Date mit Sophie, Charlotte und Caroline

Selbstbewusst und strahlend stehen sie am Ufer der Leine: die farbenfrohen Frauenstatuen der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle. Sie sind nach der pfälzischen Kurfürstin Sophie, der Goethe-Muse Charlotte Buff und der Astronomin Caroline Henschel benannt – alle drei emanzipierte Frauen ihrer Zeit. Niki de Saint Phalles Sophie tanzt auf einem Bein und reckt die Arme in den Himmel, Charlotte ist ein Manifest weiblicher Rundungen und Caroline steht Kopf. Poppig bunt und mit verschiedenen Mustern verziert, sind die drei Skulpturen Ausdruck von Vitalität, Weiblichkeit und Lebensfreude.

Alle Macht den Nanas!

Diese Forderung von Niki de Saint Phalle wurde ein Leitspruch der aufkeimenden Frauenbewegung in den 1960er Jahren. In der französischen Literatur und Kunst ist die Nana das Sinnbild einer freien, aufbegehrenden, modernen, selbstbestimmten Frau, die jedoch auch immer selbstzerstörerische Züge aufweist und sich durch ihre emanzipatorische Art am Rande der Gesellschaft bewegt. Nanas sind erotische Frauen, die durch ihr Selbstbewusstsein und ihre Sinnlichkeit eine große Anziehung auf Männer ausüben. Berühmte Namensträgerinnen sind die Nana aus Émile Zolas gleichnamigem Roman oder Edouard Manets weltbekanntes Portrait einer Prostituierten im Boudoir.

Nanas in Hannover – vom Feindbild zum Wahrzeichen

Nanas sind Skandalnudeln – und hatten es als solche anfangs nicht leicht in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Man stelle sich vor, wie an einem Januartag im Jahre 1974 die drei Polyesterskulpturen mit ihren übergroßen Brüsten und Hinterteilen an der Leine aufgestellt wurden, ein Manifest der Weiblichkeit. Die Empörung der Hannoveraner war groß und die Hasswelle gegen die Nanas dauerte mehrere Jahre. Niki de Saint Phalle selbst nannte diese Phase „the battle“. Die Skulpturen wurden beschmiert und es wurden sogar Diskussionsrunden ins Leben gerufen, um über den Verbleib der bunten Powerfrauen zu diskutieren. „Die Nanas und wir“, hieß ein Forum, auf dem das Verhältnis der Brüste zum Kopf diskutiert, Ablenkung von Autofahrern angeklagt und die generelle Sinnhaftigkeit von Kunst im öffentlichen Raum in Frage gestellt wurde. Die Künstlerin selbst freute sich über alle Maßen darüber, dass ihre Werke eine gesellschaftliche Debatte von solcher Sprengkraft auslösten. Egal ob Protest oder Zustimmung – bloß keine stumpfe Gleichgültigkeit, das war ihre Devise. Gegner und Befürworter der Nanas waren gleichermaßen Feministinnen und Chauvinisten, Männer wie Frauen. Hannover war im Clinch, eine ganze Stadt in Aufruhr. Der Höhepunkt des Kräftemessens zwischen Nana-Freunden und Nana-Feinden ist schließlich ein Tauziehen, dessen Ausgang darüber entscheiden soll, ob die üppigen Damen wieder abgebaut werden. Die Befürworter gewinnen – und die Nanas strecken bis heute am Leineufer ihre Kurven voller Stolz in die Luft. Inzwischen sind sie aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken und ein echtes Wahrzeichen geworden. Niki de Saint Phalle wurde im Jahr 2000 zur Ehrenbürgerin Hannovers ernannt und vermachte der Stadt, die sich mit ihrer Kunst so auseinandergesetzt hat, kurz vor ihrem Tod zum Dank mehr als 400 Werke. Heute können diese im Sprengelmuseum besichtigt werden.

Eine Stunde mit den Nanas

Zurück zu Ihrer Mittagspause in Hannover. An der Leine angekommen, können Sie unsere drei Prachtdamen bestaunen, so lange es Ihre Zeit erlaubt. Begutachten Sie jede der drei Figuren genau: Welche Farben wurden verwendet? Welche Form oder Unform können Sie erkennen? Wofür könnten die einzelnen Elemente stehen? Lassen Sie sich von der Lebensfreude der drei Nanas anstecken und halten Sie dennoch einen Moment inne, um sich der Bedeutung dieser Kunstwerke in einer Zeit, in der Geschlechterrollen neu verhandelt wurden, bewusst zu werden.

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